Parkinson-Definition:

Der Begriff Parkinson steht für den Morbus Parkins.. (Parkins..-Krankheit bzw. parkinsonsche Krankheit) und bezeichnet per Definition eine Erkrankung des Gehirns, die in erster Linie durch eine Störung der willkürlichen und unwillkürlichen Bewegungsabläufe gekennzeichnet ist. Eine weitere Bezeichnung für Morbus Parkinson lautet idiopathisches Parkins..-Syndrom (IPS): „Idiopathisch“ bedeutet „ohne erkennbare Ursache“. Damit unterscheidet sich der Morbus Parkinson von folgenden anderen (selteneren) Parkins..-Syndromen mit bekannter Ursache:

37 Grad: Leben mit Parkinson Teil 1/2

Typisch für die Krankheit ist ein fortschreitender Verlust von Nervenzellen im Gehirn, die den Botenstoff

Dopamin enthalten. Aus Dopamin bilden sich auch die Hormone Adrenalin und Noradrenalin.Der Dopamin-Verlust konzentriert sich vor allem auf bestimmte Gehirnbereiche:die sogenannte schwarze Substanz (Substantia nigra) sowie die im Hirnstamm liegenden Kernkomplexe. Die schwarze Substanz liegt im Mittelhirn.

Ihr Name geht auf den hohen Eisen- und Melaningehalt zurück,der ihre Zellen dunkel färbt. Sie zählt zu den sogenannten Basalganglien, die eine wichtige Rolle bei der Kontrolle von Bewegungen des Körpers spielen: Nervenzellen der schwarzen Substanz bilden den Botenstoff Dopamin.Von der schwarzen Substanz ziehen Nervenfasern zu dem nahe gelegenen Streifenkörper (Striatum). Dieser ist als weiterer Teil der Basalganglien ebenfalls wichtig für die Bewegungskontrolle des Körpers und leitet seinerseits die Bewegungsimpulse mithilfe des Dopamins weiter.

Insofern sind sowohl Streifenkörper als auch schwarze Substanz an der Abstimmung von Bewegungsabläufen beteiligt. Wenn – wie bei Morbus Parkinson – das Dopamin fehlt oder ein Dopamin-Mangel auftritt, sind die Nervenzellen im Streifenkörper nicht ausreichend erregt.Die Betroffenen bewegen sich in der Folge verlangsamt und entwickeln eine als Hypokinese bezeichnete Bewegungsarmut. Ist diese sehr ausgeprägt oder kommt es zur Bewegungslosigkeit, heißt der Zustand Akinese. Hypokinese und Akinese sind typisch für die Parkinson-Krankheit.

37 Grad: Leben mit Parkinson Teil 2/2

Häufigkeit:

Als grobe Faustregel gilt:Morbus Parkinson tritt in der Altersgruppe der über 60-Jährigen mit einer Häufigkeit von 1 Prozent auf, während bei den über 70-Jährigen 2 Prozent und bei den über 80-Jährigen 3 Prozent von Parkinson betroffen sind:

Ursache:

Neben dem Morbus Parkinson, der ohne feststellbare Ursachen auftritt, unterscheidet man drei weitere (seltenere) Parkinson-Syndrome, deren Entstehungsmechanismen bekannt sind:

Familiäre Parkinson-Syndrome:Diese sehr seltenen Formen haben erbliche Ursachen – ihnen liegen Veränderungen im Erbgut zugrunde, die vererbbar sind. Die Symptome zeigen sich bei Betroffenen meist bereits im jungen Erwachsenenalter (unter 40 Jahren).

Symptomatische (sekundäre) Parkinson-Syndrome: Ursachen sind Umwelteinflüsse oder andere Erkrankungen. Beispielsweise können Vergiftungen mit „Nervengiften“ wie Kohlenmonoxid oder Mangan Parkinson-Symptome auslösen. Auch bestimmte Medikamente wie Neuroleptika oder blutdrucksenkende Mittel sind verantwortlich für solche Symptome. Begleitend treten Anzeichen für Parkinson auch in Verbindung mit bestimmten Krankheiten auf. Hierzu zählen beispielsweise Hirntumoren, Stoffwechselstörungen (Morbus Wilson) oder häufig wiederkehrende Traumata des Gehirns wie sie zum Beispiel beim Boxen entstehen (sog. Boxerparkinson).

Atypische Parkinson-Syndrome: Diese treten im Rahmen anderer

neurodegenerativer Erkrankungen auf.

Symptome:

Die für Parkinson (Morbus Parkinson, Parkinson-Krankheit) besonders typischen Symptome sind:

Verlangsamung beziehungsweise Verarmung der Bewegungen (Hypokinese bis hin zur Akinese)

Muskelsteifheit (Rigor)

Zittern (Tremor)

In seltenen Fällen treten diese Parkinson-Symptome bereits zu Beginn der Erkrankung gemeinsam auf, in der Regel aber erst in späteren Stadien von Morbus Parkinson. Sie können unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Diagnose:

Der Arzt befragt den Betroffenen in einem ersten Gespräch.

Bei Parkinson (Morbus Parkinson, Parkinson-Krankheit) erfolgt die Diagnose durch eine gezielte Befragung des Betroffenen beziehungsweise der Angehörigen. Zusätzlich führt der Arzt eine umfangreiche medizinische Untersuchung durch. Im fortgeschrittenen Stadium sind die Anzeichen von Morbus Parkinson so ausgeprägt, dass die Krankheit oft auf den ersten Blick erkennbar ist.

Wenn der Arzt bei der Untersuchung eine Bewegungsunfähigkeit (Akinese) feststellt und darüber hinaus ein Zittern (Tremor), eine Muskelsteifheit (Rigor) oder die typische Körperhaltung vorliegt, deutet dies auf Morbus Parkinson hin. Falls die Symptome zunächst nur auf einer Körperseite auftreten, so ist das ein zusätzlicher Hinweis für die Diagnose der Parki..-Krankheit.

Ein Verfahren zur Park…-Diagnose ist der sogenannte Levodopa-Test (L-Dopa-Test). Levodopa (L-Dopa) ist eine Vorstufe von Dopamin, das bei Menschen mit Morbus Parkin.. in verringerter Konzentration vorkommt. Bei diesem Test bekommen die zu untersuchenden Personen L-Dopa. Verbessern sich deren Symptome danach, gilt dies als Hinweis auf die Krankheit. Eine endgültige Aussage ist allerdings mit diesem Test nicht möglich.

Zusätzliche Hinweise auf einen bestehenden Morbus Parkinson liefern bildgebende Verfahren wie die Computertomographie(CT)und die Magnetresonanztomographie (MRT).Sie dienen dazu,bei der Diagnose andere Gehirnerkrankungen auszuschließen,die zu sichtbaren Veränderungen des Gehirns führen.

Des Weiteren können bei Morbus Parkinson folgende Maßnahmen zur Diagnose zum Einsatzkommen,um bestimmte Fragestellungen zu klären:

Untersuchung mit Ultraschall durch den Schädelknochen (transkranielle Sonographie).Das Verfahren ist nebenwirkungsfrei und ohne Strahlenbelastung.

Nuklearmedizinische Untersuchungen wie die PET (Positronen-Emissions-Computertomographie) und die SPECT (Single-Photonen-Emissions-Computertomographie).

Therapie:

Bei  (Morbus Parkinson, Parkinson-Krankheit) ist eine rechtzeitige, altersgerechte und wirksame Therapie wichtig. Daher ist es sinnvoll, frühzeitig eine individuelle Behandlungsstrategie festzulegen.

Grundsätzlich zielt die gegen Morbus Parkinson eingesetzte Therapie darauf ab,

die motorischen, geistigen und psychischen Beschwerden zu lindern,

die Lebensqualität beziehungsweise die Selbstständigkeit bei den Tätigkeiten des täglichen Lebens langfristig zu erhalten,

die Selbstständigkeit in der Familie und der Gesellschaft zu erhalten, also Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich hinauszuzögern,

die Berufsfähigkeit so lange wie möglich zu erhalten,

Begleiterkrankungen und Komplikationen zu vermeiden,

die Nebenwirkungen der Parkinson-Therapie möglichst zu minimieren.

Medikamente:

Die Ursachen von  (Morbus Parkinson, Parkinson-Krankheit) sind nur selten bekannt. Das heißt: Für eine Therapie fehlt in der Regel ein exakter Ansatzpunkt. Es ist jedoch möglich, den Mangel an Dopamin, der kennzeichnend für Parkinson (und Auslöser der typischen Symptome) ist, durch Medikamente direkt oder indirekt auszugleichen, um die Beschwerden zu lindern. Grundsätzlich stehen zu dieser medikamentösen Parkinson-Behandlung folgende Medikamente zur Verfügung:

Quellen:

Online-Informationen der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V.: www.parkinson-vereinigung.de (Abrufdatum: 1.10.2011)

Online-Informationen vom Kompetenznetz Parkinson: www.kompetenznetz-parkinson.de (Abrufdatum: 1.10.2011)

Online-Informationen der Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit, Prof. Dr. V. Faust: www.psychosoziale-gesundheit.net (Abbrufdatum:1.10.2011)

Pérez-González, P.: Ambulante videounterstützte Parkinsontherapie. e-Health 2010, pp. 222-226. Medical Future Verlag, Solingen 2010

Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Parkinson-Syndrome. AWMF-Leitlinien-Register-Nr. 030/010 (Stand: Oktober 2008)

APA: Neue Dopamin-Therapie macht Parkinson-Patienten das Leben leichter. Der Standard (06.12.2005)

Bharali, D.J., et al.: Organically modified silica nanoparticles: A nonviral vector for in vivo gene delivery and expression in the brain. PNAS, Vol. 102, pp. 11539-11544 (2005)

Natividad, P., et al.: Intrastriatal Implantation of Human Retinal Pigment Epithelial Cells Attached to Microcarriers in Advanced Parkinson Disease. Arch Neurol., Vol. 62, pp. 1833-1837 (2005)

Hausotter, W.: Parkinson in der Praxis. Hans Huber, Bern 2003

Stand: 1. Oktober 2011

Alzheimer -Symptomen- Diagnose-Therapie

Alzheimer ist mehr als nur Vergesslichkeit. Unser Alzheimer-Video verdeutlicht Ihnen die Unterschiede zwischen einem gesunden Gehirn und dem Gehirn eines Alzheimerpatienten. Zudem erfahren Sie, mit welchen Symptomen Alzheimer einhergeht.

Alzheimer – Alles Wissen

 Überblick

Alzheimer (Alzheimer-Krankheit, Morbus Alzheimer) ist eine schwere Erkrankung des Gehirns. Die Betroffenen sind geistig weniger leistungsfähig. Außerdem treten Persönlichkeitsveränderungen auf. Alzheimer gehört zu den sogenannten Demenzerkrankungen. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Demenz-Form.

Alzheimer ist eine typische Alterserkrankung: Die Erkrankungshäufigkeit nimmt mit steigendem Lebensalter zu. Bei den über 90-Jährigen ist mindestens jeder Dritte betroffen. Warum Alzheimer entsteht, ist bislang noch nicht vollständig geklärt. Experten vermuten, dass genetische Faktoren, Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) und verschiedene beeinflussbare Risikofaktoren wie Bluthochdruck und starkes Übergewicht das Risiko erhöhen können, an der Alzheimer-Krankheit zu erkranken.
Alzheimer äußert sich durch eine stark nachlassende Gedächtnisleistung. Außerdem treten oft körperliche Symptome wie Muskelzuckungen oder parkinsonähnliche Beschwerden auf. Häufig zeigen Betroffene außerdem psychische Anzeichen der Alzheimer-Krankheit, zum Beispiel Angst, Reizbarkeit oder Wahnvorstellungen.

Der Arzt stellt Alzheimer fest, indem er den Betroffenen und seine Angehörigen zu den Symptomen befragt. Außerdem führt er eine körperliche Untersuchung und verschiedene neuropsychologische Tests durch. Bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Computertomographie (CT) ergänzen die Diagnose.

Die Alzheimer-Krankheit verläuft in der Regel schleichend: Alzheimer entwickelt sich langsam, aber stetig über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Schon Jahre bevor die ersten Symptome auftreten, lagern sich schädliche Eiweiße (sog. Amyloide) im Gehirn ab. Wissenschaftler vermuten, dass diese Ablagerungen die Kommunikation zwischen den Nervenzellen stören. Eine Heilung für Alzheimer gibt es derzeit nicht, aber durch eine gute Betreuung und Medikamente lässt sich der Verlauf verzögern. Derzeit werden bei Alzheimer zur Therapie die sogenannten Acetylcholinesterase-Hemmer (z.B. die Wirkstoffe Rivastigmin, Donepezil, Galantamin) und der Wirkstoff Memantin eingesetzt.

Manche Risikofaktoren, die möglicherweise begünstigen, dass eine Alzheimer-Krankheit entsteht, kann man vermeiden. Dazu zählen unter anderem Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte oder ein zu hoher Blutdruck. In Zukunft ist möglicherweise auch eine Impfung möglich, die verhindert, dass sich Eiweiße im Gehirn ablagern und die Alzheimer-Krankheit auslösen.

Videografik: Alzheimer – das schleichende Vergessen

Häufigste Demenz

Mehr als nur Vergesslichkeit
Alzheimer ist mehr als nur Vergesslichkeit. Unser Alzheimer verdeutlicht Ihnen die Unterschiede zwischen einem gesunden Gehirn und dem Gehirn eines Alzheimerpatienten. Zudem erfahren Sie, mit welchen Symptomen Alzheimer einhergeht.

Definition:

Alois Alzheimer beschrieb 1906 erstmals eine „eigenartige Krankheit der Hirnrinde“, die heute seinen Namen trägt.

Charakteristische Merkmale der Alzheimer-Krankheit sind eine Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit (Demenz) sowie Veränderungen der Persönlichkeit. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenzerkrankungen: Etwa 50 bis 75 Prozent der Demenzkranken haben eine Alzheimer-Erkrankung.

Die Alzheimer-Krankheit ist eine typische Alterserkrankung: Bei den über 90-Jährigen ist mindestens jeder Dritte betroffen. Sie zeigen eine verschlechterte Gedächtnisleistung, die deutlich über das im Alter normale Maß hinausgeht. Experten erwarten, dass die Zahlen in den nächsten Jahrzehnten noch deutlich zunehmen. Gegenwärtig leben in Deutschland etwa 1 Million Menschen mit Demenz. Über zwei Drittel davon sind an Alzheimer erkrankt.

Ursache:

Bei Alzheimer (Alzheimer-Krankheit, Morbus Alzheimer) sind die Ursachen nicht vollständig geklärt. Experten vermuten, dass bestimmte Risikofaktoren die Entstehung der Erkrankung begünstigen können. Dazu gehören möglicherweise bestimmte Erbanlagen und Grunderkrankungen wie Arterienverkalkung (Arteriosklerose), Übergewicht oder Bluthochdruck.

Bei einer Alzheimer-Erkrankung sterben im Gehirn Nervenzellen ab. Dadurch verliert der Erkrankte nach und nach geistige Fähigkeiten wie räumliche und zeitliche Orientierung, Erinnerungsvermögen, aber auch die Persönlichkeit verändert sich. Warum die Nervenzellen absterben, ist bislang unklar. Wissenschaftler vermuten, dass krankhafte Eiweißablagerungen, sogenannte Plaques, möglicherweise eine Rolle spielen und somit Alzheimer-Ursachen sind.

Möglicherweise lagern sich diese Plaques aber nicht nur passiv ab – neuere Studien weisen darauf hin, dass sich die krankhaften Eiweißablagerung wie Krankheitserreger entlang der Nervenbahnen von Zelle zu Zelle bewegen könnten. Sollte sich diese Vermutung bestätigen, wäre dies die Grundlage für vollkommen neue Therapieansätze.

Weitere Merkmale der Alzheimer-Erkrankung sind charakteristische Veränderungen der Gehirn-Botenstoffe (sog. Neurotransmitter). So sollen Gedächtnisstörungen, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten möglicherweise auch auf einen Mangel des Neurotransmitters Acetylcholin zurückzuführen sein.

Risikofaktoren:

Experten gehen davon aus, dass verschiedene Risikofaktoren die Entstehung der Alzheimer-Demenz begünstigen können. Der wichtigste Alzheimer-Risikofaktor ist das Lebensalter. Mit dem Alter steigt die Erkrankungshäufigkeit stark an. Möglicherweise spielen auch bestimmte Genveränderungen eine Rolle. Der Einfluss des Geschlechts ließ sich bisher nicht eindeutig klären – wenngleich Frauen häufiger erkranken als Männer.

Weitere mögliche Risikofaktoren sind zum Beispiel:

Nikotin und Alkohol
starkes Übergewicht (Adipositas)
hoher Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie)
Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“)
Schilddrüsenunterfunktion oder Schilddrüsenüberfunktion
Bluthochdruck (Hypertonie)

Symptome:

Bei Alzheimer (Alzheimer-Krankheit, Morbus Alzheimer) unterscheiden sich die Symptome abhängig vom Krankheitsstadium.

Experten unterscheiden grundsätzlich drei Stadien:

leichte Demenz
mittelgradige Demenz
schwere Demenz
Ein typisches Frühsymptom der Demenz vom Alzheimer-Typ ist der zunehmende Verlust der Fähigkeit, neue Informationen zu speichern: Der Erkrankte hat Schwierigkeiten, sich in fremden Situationen zurechtzufinden. Nach und nach geht dies auch auf vertraute Situationen über. Vor allem das Kurzzeitgedächtnis lässt immer mehr nach. Demenz lässt sich aber gut von altersbedingter Vergesslichkeit unterscheiden. Als Beispiel: Der altersvergessliche Mensch mag zuweilen vergessen, die Herdplatte vor Verlassen des Hauses auszuschalten – der Demenzkranke vergisst möglicherweise darüber hinaus, dass er überhaupt hatte kochen wollen.

Wortfindungsstörungen und Wortverwechselungen (Aphasie) sind bei Alzheimer ebenfalls charakteristische Symptome. Der Betroffene neigt außerdem dazu, Bewegungsabläufe durcheinander zu bringen. Er hat zum Beispiel Probleme, eine vertraute Kaffeemaschine zu bedienen, das Hemd zuzuknöpfen oder er „verlernt“, mit Essbesteck umzugehen.

Im Endstadium der Alzheimer-Krankheit können Reflexe aus der frühen Kindheit zurückkehren wie etwa der Greif- oder der Saugreflex. Der Betroffene erkennt oft nahe Angehörige und Freunde nicht mehr und benötigt rund um die Uhr Pflege. Auch organische Funktionen sind bei Alzheimer zunehmend beeinträchtigt: Die Kontrolle über die Darm- und Blasentätigkeit versagt, der Tag-Nacht-Rhythmus ist gestört, der Gang wird unsicher.

Alzheimer-Demenz kann noch weitere körperliche Symptome auslösen, insbesondere im späten Stadium. Dazu gehören Muskelzuckungen (Myoklonien), Schluckstörungen und Krampfanfälle. Manche Alzheimer-Patienten entwickeln auch ein leichtes Parkinson-Syndrom. Sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage zu kauen oder zu schlucken, gelangt dadurch Nahrung in die Lunge. Damit steigt die Gefahr einer Lungenentzündung. Tatsächlich gilt: Atemwegsinfekte sind die häufigste Todesursache bei Alzheimer-Patienten.

Häufig treten bei Alzheimer auch psychische Symptome auf. Betroffene haben unterschiedlich stark ausgeprägte:

Depressionen, vor allem in frühen Stadien
Wahnvorstellungen infolge der beeinträchtigten Gehirnleistung
Ängste, z.B. weil die Betroffenen orientierungslos sind oder sie eigentlich bekannte Personen nicht wiedererkennen; auch Angstgefühle ohne erkennbare Ursache sind möglich
Unruhe, Betroffene laufen ständig umher, laufen davon und haben einen starken Bewegungsdrang
vermehrte Reizbarkeit, viele Alzheimer-Patienten sind aggressiv
Schlafstörungen durch den gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus

Diagnose:

Ein erfahrener Arzt kann die Alzheimer-Diagnose meist schon mit einfachen Mitteln stellen. Erste Hinweise auf eine Demenz bekommt der Arzt durch die Schilderung der typischen Beschwerden, das Auftreten des Betroffenen und eine sorgfältige körperliche Untersuchung. Für die Untersuchung unerlässlich sind sogenannte neuropsychologische Tests (z.B. Minimal-Mental-Status-Test, Demenz-Detektions-Test), welche die Art und den Schweregrad der Gedächtnisstörungen aufzeigen. Hilfreiche Aussagen erhält der Arzt auch von Angehörigen oder anderen Personen, die den Betroffenen gut kennen und erste Veränderungen bemerkt haben.

Bildgebende Untersuchungsverfahren, die das Gehirn in Schichten darstellen, eignen sich unter Umständen, um andere Erkrankungen auszuschließen. Dazu gehören die Magnetresonanztomographie (MRT) und die Computertomographie (CT). Auch eine fortgeschrittene Alzheimer-Erkrankung lässt sich mit bildgebenden Verfahren darstellen. Im Frühstadium der Demenz-Erkrankung sind die Aufnahmen jedoch meist noch unauffällig.

Um andere Erkrankungen auszuschließen, gehören außerdem auch verschiedene Blutuntersuchungen bei der Alzheimer-Demenz zum Diagnose-Standard. Weitere mögliche Schritte wie die Untersuchung des Hirnwassers helfen, die Ursachen der Demenz zu klären: Bei einer Alzheimer-Demenz finden sich zum Beispiel oft schon im Frühstadium der Erkrankung spezielle Eiweiße, die auf die Veränderungen im Gehirn hinweisen.

Ärzte stellen bei Alzheimer-Demenz die Diagnose, wenn Gedächtnisstörungen vorliegen, andere Erkrankungen ausgeschlossen werden können und mindestens eines der folgenden Symptome zutrifft:

Aphasie: Sprachstörungen aufgrund fehlerhafter Hirnfunktion
Apraxie: Unfähigkeit, erlernte (motorische) Handlungen richtig auszuführen
Agnosie: Betroffene erkennen beispielsweise Gegenstände nicht, obwohl ihre Sinne funktionieren (z.B. Prosopagnosie)
Störungen der sogenannten Exekutivfunktionen, das heißt Schwierigkeiten beim Planen, Organisieren oder Einhalten von Reihenfolgen

Therapie:

Die Alzheimer-Therapie (Behandlung der Alzheimer-Krankheit, Morbus Alzheimer) beschränkt sich darauf, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Trotz intensiver Forschung ist Alzheimer bislang noch nicht heilbar. Umso wichtiger ist die Früherkennung der Demenz. Die heute verfügbaren Medikamente helfen, den Krankheitsverlauf zu verzögern. Ziel ist es, dem Betroffenen möglichst lange seine Lebensqualität und Selbstbestimmtheit zu erhalten.

Die frühzeitige medikamentöse Alzheimer-Therapie und eine gute Einbindung in psycho- und soziotherapeutische Maßnahmen dienen nicht nur dem an Alzheimer Erkrankten selbst. Sie entlasten auch diejenigen, die ihn pflegen – meist Angehörige. Wichtig ist: Der an Alzheimer Erkrankte sollte sich gut aufgehoben fühlen und spüren, dass er trotz seiner Krankheit weiterhin an sozialen Aktivitäten teilnehmen kann. Um ihn dabei zu unterstützen, eignen sich verschiedene Behandlungsverfahren, zum Beispiel

eine Beschäftigungstherapie (Ergotherapie),
Krankengymnastik (Physiotherapie)
und Sprachtherapie (Logopädie).
Je früher die Diagnose der Alzheimer-Demenz steht, desto besser sind die Therapie-Möglichkeiten und die Chancen für alle Beteiligten, das Leben mit der Krankheit bestmöglich zu planen.

Medikamente:

Moderne Arzneimittel – sog. Antidementiva – können das Fortschreiten von Alzheimer (Alzheimer-Krankheit, Morbus Alzheimer) verlangsamen. Sie helfen, Gedächtnis, Wohlbefinden und Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Ziel ist es, dass der Demenz-Kranke so lange wie möglich selbständig bleibt.

Zur medikamentösen Behandlung der Alzheimer-Krankheit stehen zwei Substanzgruppen zur Verfügung: Acetylcholinesterase-Hemmer und Memantin. Sie beeinflussen die Botenstoffe Acetylcholin beziehungsweise Glutamat im Gehirn.

Acetylcholinesterase-Hemmer wirken einem Acetylcholinmangel im Gehirn entgegen. Bei Alzheimer schrumpft die Hirnmasse. Dadurch ist zu wenig von dem Botenstoff Acetylcholin vorhanden, der für die Informationsübertragung zwischen den Nerven wichtig ist. Acetylcholinesterase-Hemmer verhindern, dass ein Enzym Acetylcholin abbaut.

Inzwischen stehen einige Acetylcholinesterase-Hemmer für die Therapie leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenzen zur Verfügung, wie die Wirkstoffe

Donepezil,
Rivastigmin oder
Galantamin.
Die Substanzen können zu Nebenwirkungen führen, vor allem zu Beschwerden des Magen-Darm-Trakts, aber auch zu Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen. Acetylcholinesterase-Hemmer verzögern das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit um etwa sechs Monate.

Ein weiteres Medikament zur Behandlung von fortgeschrittenem Alzheimer ist Memantin. Dieser Wirkstoff wirkt auf den Botenstoff Glutamat. Memantin verbessert die alltäglichen Fähigkeiten, zum Beispiel können sich Betroffene besser selbständig anziehen, essen und trinken. Mögliche Nebenwirkungen sind: Schwindel, Unruhe und Reizbarkeit. Memantin wird zunehmend auch bei frühen Stadien der Alzheimer-Krankheit eingesetzt. Allerdings gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Memantin auch bei mildem Alzheimer hilft.

Widersprüchliche Ergebnisse gibt es zu den Ginkgo biloba-Präparaten. Sie werden häufig eingesetzt, um leichte kognitive Störungen und Demenz im Frühstadium zu behandeln. Experten empfehlen diese Präparate jedoch nicht, da nicht sicher bewiesen ist, dass sie tatsächlich wirken.

Zusätzliche Therapie:

Mindestens ebenso wichtig wie die medikamentöse Therapie bei Alzheimer (Alzheimer-Krankheit, Morbus Alzheimer) ist eine gute Betreuung des Erkrankten. Bevormundung oder Unterforderung sind dabei genauso wenig sinnvoll wie eine Überforderung.

Insbesondere in fortgeschrittenen Krankheitsstadien sind ein geregelter Tagesablauf und vertraute Bezugspersonen besonders wichtig. Die Teilnahme an sozialen Aktivitäten stärkt das Selbstvertrauen und gibt dem Betroffenen das Gefühl, weiterhin gebraucht zu werden.

Selbsthilfegruppen, Fachärzte und spezialisierte Gedächtniskliniken für Demenzerkrankungen bieten Anlaufstellen, um Betroffene und ihre Angehörigen zu informieren und zu unterstützen.

Verlauf:

Typisch für Alzheimer (Alzheimer-Krankheit, Morbus Alzheimer) ist ein langsamer, kontinuierlich fortschreitender Verlauf über Jahre oder Jahrzehnte. In sehr seltenen Fällen kann eine Demenz auch rasch voranschreiten.

Obwohl Alzheimer nicht bei allen Betroffenen gleich voranschreitet, gliedert sich der Verlauf in charakteristische Phasen:

Frühstadium: Es zeigen sich erste Einschränkungen im Kurzzeitgedächtnis sowie in der Orientierung.
mittleres Stadium: Die Einschränkungen des Frühstadiums verstärken sich, zusätzlich nehmen weitere geistige Leistungen ab: Der Erkrankte kann seinen Alltag nicht mehr alleine bewältigen. Auch Depressionen, Wahnvorstellungen und Ängste können auftreten.
Endstadium: Der an Alzheimer Erkrankte ist vollkommen pflegebedürftig, oft erkennt er seine Angehörigen nicht mehr.

Vorbeugen:

Da die Ursachen der Alzheimer-Demenz (Alzheimer-Krankheit, Morbus Alzheimer) bis heute nicht vollständig geklärt sind, lässt sich der Erkrankung nicht gezielt vorbeugen. Es gibt jedoch mögliche Risikofaktoren, die Sie beeinflussen können: Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Dadurch können Sie Risikofaktoren wie Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“), Bluthochdruck, starkes Übergewicht oder einen erhöhten Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie oftmals vermeiden.

Leiden Sie dennoch darunter, lassen Sie diese Grunderkrankungen frühzeitig und effektiv behandeln. Gleiches gilt bei einer Fehlfunktion der Schilddrüse, zum Beispiel einer Schilddrüsenunterfunktion. Verzichten Sie außerdem weitgehend auf Nikotin und Alkohol . Eventuell können Sie einer Alzheimer-Erkrankung auch durch geistige, soziale und körperliche Aktivitäten vorbeugen.

Möglicherweise gibt es in Zukunft auch eine Impfung, die verzögert, dass eine Alzheimer-Krankheit ausbricht beziehungsweise voranschreitet. Neue Studien an Mäusen zeigen, dass spezielle Antikörper verhindern können, dass sich bestimmte Eiweiße im Gehirn ablagern und Alzheimer auslösen. Ob die Impfung auch für Menschen geeignet ist und wann sie möglich sein wird, ist aber noch ungewiss.

Quellen:

Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012

Alzheimer-Protein „springt“ von Zelle zu Zelle. Deutsches Ärzteblatt. Online-Publikation (2.2.2012)

Liu, Y. et al.: Passive (Amyloid-beta) Immunotherapy Attenuates Monoaminergic Axonal Degeneration in the AbetaPPswe/PS1dE9 Mice. J. Alzheimers Dis., Vol. 23 (2), pp. 271-279 (März 2011)

Schneider, L.S. et al.: Lack of Evidence for the Efficacy of Memantine in Mild Alzheimer Disease. Arch Neurol, Online-Publikation (April 2011)

Hacke, W.: Neurologie. Springer, Berlin 2010

Leitlinien der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN): Demenzen. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 038/013 (Stand: 1.11.2009)

Birks, J., Grimley Evans, J.: Ginkgo biloba for cognitive impairment and dementia. Cochrane Database of Systematic Reviews 2009, Issue 1. Art. No.: CD003120

Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Demenz. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 053/021 (Stand: 1.10.2008)

Alzheimer Europe: Handbuch der Betreuung und Pflege von Alzheimer-Patienten. Thieme, Stuttgart 2005

Leitlinie für Betroffene, Angehörige und Pflegende: Demenzkrankheit (Alzheimer und andere Demenzformen). Online-Information der Universität Witten/Herdecke: www.patientenleitlinien.de (Stand: Juni 2005)

Schmitt, B., Frölich, L: Pharmakotherapie der Demenz. Grenzen und Möglichkeiten. Neurotransmitter, Heft 1, S. 54-59 (2005)

Wallesch, C.W.: Demenzen. Thieme, Stuttgart 2005

 Demenz Definition:

Das Krankheitsbild umfasst mehrere Erkrankungen unterschiedlicher Ursachen. Sie sind dadurch gekennzeichnet,

dass mehrere geistige und verstandesmäßige Bereiche betroffen sind, wie die Orientierung oder die Lern- und Urteilsfähigkeit, und dass die betroffenen Menschen dadurch in ihren alltäglichen Aktivitäten erheblich beeinträchtigt sind.
Die zählt zu Krankheitsbild den folgenschwersten Alterskrankheiten. Durch die steigende Lebenserwartung nimmt die Bedeutung der Altersdemenz für die Gesellschaft weiter zu. So hat sich allein innerhalb des letzten Jahrhunderts die Lebenserwartung verdoppelt, die Zahl der über 80-Jährigen gar verzehnfacht.

Schleichendes Vergessen: Demenz und ihre Opfer Teil 1/2

Ursachen:

Am häufigsten entsteht eine solche Hirnleistungsstörung, durch die sich Gedächtnis und Denkfähigkeit verringern, im Rahmen von Alzheimer, einer neurodegenerativen Erkrankung (d.h. sie geht mit einem fortschreitenden Verlust von Nervenzellen einher): Bei 60 bis 70 Prozent aller Krankheit handelt es sich um Alzheimer-Demenz. Die genaue Ursache für die Alzheimer-Krankheit ist unbekannt.

Die zweithäufigste Krankheit -Form, die gefäßbedingte (vaskuläre), ist mit einem Anteil von etwa 10 bis 20 Prozent weitaus seltener. Ursachen hierfür sind gefäßbedingte Schädigungen des Gehirns, zum Beispiel infolge von Arterienverkalkung (Arteriosklerose) oder durch einen Schlaganfall.
Es finden sich auch Mischformen zwischen Alzheimer- und vaskulärer  link fürDemenz, bei denen also die Alzheimer-Krankheit und eine Gefäßschädigung die gemeinsame Ursache der Demenz bilden.
Drei weitere seltenere Formen , bei denen (wie bei Alzheimer) ein fortschreitender Verlust von Nervenzellen vorliegt, sind:
die Pick-Krankheit beziehungsweise die frontotemporale Demenz, bei der Nervenzellen im Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns zugrunde gehen
die Demenz bei Parkinson
die sogenannte Lewy Body Dementia (bzw. Lewy-Körperchen-Demenz)
Diese primären Formen von Demenz sind grundsätzlich fortschreitende Erkrankungen. In seltenen Fällen kann eine Demenz ihre Ursachen aber in einer anderen Erkrankung haben (sog. sekundäre Demenz). Solche Demenzen sind in der Regel wieder umkehrbar (reversibel). Mögliche Auslöser für sekundäre Demenzen sind:

Schleichendes Vergessen: Demenz und ihre Opfer Teil 2/2

Symptome:

Eine Hirnleistungsstörung, deren Symptome typischerweise die kognitive Leistungsfähigkeit betreffen: Hauptsymptom ist das nachlassende Erinnerungsvermögen. Während das Kurzzeitgedächtnis früh beeinträchtigt ist, verblasst die Erinnerung an Vertrautes und früher Erlerntes jedoch erst in späten Demenz-Stadien. Als weitere kognitive Symptome kommen bei einer Krankheit unter anderem Störungen der Orientierung, der Sprache (z.B. Wortfindungsstörungen) und der Auffassung hinzukommen.

Wer dement ist, zeigt auch Beeinträchtigungen, die nicht die Denkfähigkeit betreffen: So treten bei einer Demenz auch verschiedene Verhaltens- und psychische Symptome auf, deren Häufigkeit, Dauer und Ausprägung von Fall zu Fall sehr unterschiedlich ist. Infolge der Hirnleistungsstörung ist die Gefühlskontrolle zunehmend gestört, wodurch sich die Persönlichkeit (bzw. das Wesen) dementer Menschen verändert. So kann es vermehrt zu Unruhe mit erhöhter Anspannung, Enthemmung, Euphorie oder zu Aggressionen oder zu Weinanfällen kommen. Oft sind bei einer Demenz eine gesteigerte Bewegung und häufige Wiederholungen gleicher Bewegungsabläufe zu beobachten. Häufigstes Verhaltenssymptom ist jedoch die Teilnahmslosigkeit (Apathie). Verbreitet sind Demenzen durch Phasen der Depression gekennzeichnet; seltener tritt Angst als Anzeichen einer Demenz auf.

In den Spätstadien einer Krankheit  können körperliche Symptome wie gestörter Tag-Nacht-Rhythmus, Blasenschwäche (Inkontinenz) oder Verstopfung hinzukommen.

Die Symptome sind, auch abhängig vom Stadium der Erkrankung, sehr vielfältig. Nicht nur die Betroffenen selbst sind durch die erkrankung in ihren alltäglichen Aktivitäten erheblich beeinträchtigt – auch für Angehörige beziehungsweise betreuende Personen sind die Auswirkungen der Demenz teilweise extrem belastend.

Diagnose:

Bei einer Demenz gelingt mit recht einfachen Mitteln eine verhältnismäßig sichere Diagnose. Die typischen Anzeichen der Hirnleistungsstörung, die Art, wie demente Menschen auftreten und eine sorgfältige Untersuchung führen schnell zu dem Verdacht, dass eine Demenz vorliegt.

Die infolge der Krankheit entstandenen Gedächtnisdefizite kann man durch neuropsychologische Tests beurteilen. Der zur Diagnose  am häufigsten verwendete Test ist die 15-minütige MMSE (Mini Mental State Examination). Als erweiterte Version (SIDAM) dauert die Untersuchung bis zu 30 Minuten. Daneben stehen auch schnellere Tests zur Beurteilung einer Demenz zur Verfügung – und solche, die Schwächen der MMSE auszugleichen suchen: der DemTect (Demenz-Detections-Test) und der TFDD (Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung). Diese Tests können besonders im Frühstadium der Demenz wichtige diagnostische Hinweise liefern. Auch wer einem Menschen mit Demenz nahe steht und erste Veränderungen bemerkt hat, kann hilfreiche Informationen zur Feststellung und Beurteilung der Hirnleistungsstörung beisteuern.

Die häufigste Form , die Alzheimer-Krankheit, ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, die Diagnose „Alzheimer-Demenz“ erfolgt erst dann, wenn andere Ursachen nicht infrage kommen.

Therapie:

Bei einer Demenz zielt die Therapie darauf ab, die Symptome der Hirnleistungsstörung zu verbessern, ihr Fortschreiten zu verzögern und die Lebenssituation der Betroffenen zu erhöhen. Durch eine entsprechende Behandlung kann man Demenzen im Frühstadium positiv beeinflussen. Vollständig heilbar sind die meisten Formen jedoch nicht. Daher ist es wichtig, eine Demenz früh zu erkennen und zu behandeln.

Zur Demenz-Therapie stehen Medikamente und nicht-medikamentöse Maßnahmen (wie das Trainieren alltäglicher Fertigkeiten, Gedächtnistraining, Psychotherapie, Verhaltens- und Soziotherapie) zur Verfügung. Eine Demenz kann mit unterschiedlichsten Symptomen und Problemen verbunden sein. Welche Medikamente und sonstigen Maßnahmen zur Therapie einer Demenz geeignet sind, ist demnach von Fall zu Fall unterschiedlich.

Eine rechtzeitige medikamentöse Therapie und eine gute Einbindung in psycho- beziehungsweise soziotherapeutische Maßnahmen sowie eine gute Hilfestellung helfen nicht nur den von Demenz Betroffenen selbst, sondern entlasten auch die für ihre Pflege und Betreuung zuständigen Menschen – meist Angehörige. Bei einer frühzeitig erkannten Demenz können die Betroffenen ihre Mündigkeit länger aufrechterhalten und eigenständige Entscheidungen treffen, ehe die Gedächtnisleistungen so nachlassen, dass sie entscheidungsunfähig sind.

Wenn der Verdacht auf eine Demenz besteht, informieren Sie daher den behandelnden Hausarzt und/oder Facharzt (Psychiater, Neurologe) am besten so früh wie möglich. Bundesweit gibt es neben Selbsthilfegruppen auch spezialisierte Gedächtniskliniken, in denen eine umfassende Beratung zu Demenzen möglich ist.

Vorbeugen:

Einer Demenz können Sie nicht gezielt vorbeugen, da die genauen Ursachen dieser Hirnleistungsstörung nicht vollständig geklärt sind. Allerdings sind einige Risikofaktoren bekannt, welche die Entstehung einer Demenz begünstigen. Dazu zählen:

Rauchen
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Bluthochdruck (Hypertonie)
zu hohe Cholesterinwerte (Hyperlipidämie)
Übergewicht (Adipositas)
Vorhofflimmern
frühere Kopfverletzungen (z.B. Schlaganfall, Boxertrauma)
Schilddrüsenunterfunktion
Wenn Sie einer Demenz vorbeugen möchten, ist es daher wichtig, dass Sie Nikotinkonsum und Übergewicht vermeiden sowie die genannten Grunderkrankungen frühzeitig und wirksam behandeln (lassen). Allgemein ist es ratsam, auf eine ausgewogene Ernährung (z.B. mediterrane Kost) zu achten und sich regelmäßig körperlich zu bewegen.

Da mit zunehmendem Bildungniveau die Wahrscheinlichkeit sinkt, eine Demenz zu entwickeln, ist außerdem ein aktives geistiges und soziales Leben zum Vorbeugen von  Erkrankungen empfehlenswert. Eine Kombination aus Gedächtnistraining und Bewegungstraining sowie ein funktionierendes, intellektuell anregendes soziales Netz können demenzielle Prozesse hinauszögern.

Quellen:

Haberstroh, J., Pantel, J.: Kommunikation bei Demenz. Springer, Berlin 2011

Leitlinie der Dt. Ges. f. Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Dt. Ges. f. Neurologie (DGN): Demenzen. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 038/013 (Stand: November 2009)

Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Demenz. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 053/021 (Stand: Oktober 2008)

Förstl, H.: Demenzen in Theorie und Praxis. Springer, Berlin 2007

Alzheimer Europe: Handbuch der Betreuung und Pflege von Alzheimer-Patienten. Thieme, Stuttgart 2005

Mahlberg, R., Gutzmann, H.: Zertifizierte medizinische Fortbildung: Diagnostik von Demenzerkrankungen. Deutsches Ärzteblatt 102, Ausgabe 28-29 (18.07.2005)

Robert Koch-Institut in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt: Altersdemenz. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 28 (November 2005)

Wallesch, C.W.: Demenzen. Thieme, Stuttgart 2005

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Empfehlungen zur Therapie der Demenz. Arzneiverordnung in der Praxis, Sonderheft. Köln 3. Aufl. 2004

Beyreuther, K., Einhäupl, K.M., Förstl, H. und Kurz, A.: Demenzen. Grundlagen und Klinik. Thieme, Stuttgart 2002

Wächtler, C.: Demenzen: frühzeitig erkennen, aktiv behandeln, Betroffene und Angehörige effektiv unterstützen. Thieme, Stuttgart 2002

Aurich, C., Riedel-Heller, S.G. und Becker, T.: Schützt Bildung vor Demenz? Psychiat Prax 26 (1999), 112-115

Stand: 22. September 2011

Blasenschwäche Definition:

Im Volksmund ist sie als Blasenschwäche bekannt: Eine Harninkontinenz (unwillkürlicher Harnverlust) liegt vor, wenn unkontrolliert Urin aus der Blase abgeht – was für die Betroffenen meist sehr belastend ist.

Behandlung der weiblichen Inkontinenz

Die Kontrolle der Kontinenz ist eine Fähigkeit, die als eine der ersten im Rahmen der kindlichen Entwicklung erlangt wird. Sie gilt als Indikator der Sozialfähigkeit einer Person. Menschen mit Blasenschwäche leiden daher meist sehr unter der fehlenden Blasenkontrolle und fühlen sich häufig sozial ausgegrenzt und in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt. Blasenschwäche ist somit nicht nur ein lästiges körperliches Problem, sondern kann auch mit einer erheblichen psychischen Belastung verbunden sein.

Blasenschwäche bezeichnen Mediziner auch als Harninkontinenz. Blasenschwäche kann in vier Formen unterteilt werden:

Dranginkontinenz (sog. Reizblase, überaktive Blase): Der Harnverlust ist bei dieser Form der Blasenschwäche von einem starken Harndrang begleitet.
Stressinkontinenz (Belastungsinkontinenz): Der Harnverlust tritt ohne vorherigen Harndrang bei körperlicher Anstrengung (z.B. beim Husten, Lachen, Niesen, Heben, Tragen) auf.
Reflexinkontinenz: Der Harnverlust tritt aufgrund unwillkürlicher Kontraktionen der Blasenwandmuskulatur auf. Ein Harndrang besteht vorher nicht.
Überlaufinkontinenz: Betroffene mit dieser Form der Blasenschwäche haben meist Schwierigkeiten, ihre Harnblase willkürlich zu leeren. Es verbleibt nach dem Wasserlassen Restharn in der Blase, der unwillkürlich abgeht.
Eine Sonderform der Blasenschwäche ist die extraurethrale Harninkontinenz. Hier geht der Harn nicht über die Harnröhre, sondern über sogenannte Fisteln ab. Dabei handelt es sich um kleine Gänge, die sich im Körperinneren bilden können.

Unwillkürlicher Urinverlust
Ein unwillkürlicher Harnverlust kann sehr belastend sein. Erfahren Sie in unserem Harninkontinenz mehr über die Ursachen!

Beckenbodengymnastik mit Birgit

Häufigkeit:

Die Angaben zur Häufigkeit der Blasenschwäche in der Bevölkerung schwanken sehr, wahrscheinlich aufgrund des Tabucharakters. Sie liegen zwischen fünf und 25 Prozent. Die Dranginkontinenz tritt bei Männern in jedem Lebensalter gleich häufig auf, bei Frauen nimmt sie mit zunehmendem Lebensalter zu. Die Stressinkontinenz ist bei Frauen bis etwa 50 Jahren die häufigste Form. Die Überlaufinkontinenz tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen.

Ursachen:
Für eine Blasenschwäche (Harninkontinenz, unwillkürlicher Harnverlust) gibt es unterschiedliche Ursachen – je nachdem, welche Form der Blasenschwäche vorliegt. In den meisten Fällen ist die Harninkontinenz Zeichen einer anatomischen oder funktionellen Störung.

Die häufigsten Gründe für eine Dranginkontinenz können sein:

Instabilität des Blasenmuskels (Detrusor)
Infektionen der Harnwege (z.B. Blasenentzündung)
Tumoren der Blase oder der ableitenden Harnwege
multiple Sklerose
Hirntumoren
Demenzerkrankungen
Folgen eines Schlaganfalls
Parkinson
Blasensteine oder Harnwegssteine
Eine Dranginkontinenz kann auch ohne erkennbare Gründe auftreten und wird dann als idiopathische Reizblase bezeichnet.

Ursache für eine Stressinkontinenz (Belastungsinkontinenz) ist zum Beispiel eine Schädigung des Verschlussmechanismus zwischen Blasenhals und Harnröhre. Diese kann durch Operationen, Verletzungen oder Überdehnung während einer Geburt entstehen. Weitere Ursachen für diese Form der Blasenschwäche können eine Östrogenmangel (z.B. in den Wechseljahren), eine Beckenbodenschwäche, Gebärmuttersenkung oder ein Blasenvorfall sein.

Eine Reflexinkontinenz entsteht durch den Verlust der Blasen-Schließmuskel-Koordination aufgrund von Verletzungen des Rückenmarks.

Zu einer Überlaufinkontinenz kann es kommen, wenn der Blasendruck größer ist als der Druck des Harnröhrenverschlusses. Die Blase entleert sich dann, sobald sie voll ist und läuft quasi über. Weitere mögliche Ursachen sind zum Beispiel:

eine gutartige Prostatavergrößerung
Verengungen oder Blockade der Harnröhre durch Tumoren oder Harnsteine
Nervenschädigungen z.B. im Rahmen einer autonomen Neuropathie bei Diabetes mellitus
Verschiedene Medikamente, wie Diuretika, Antidepressiva und Neuroleptika, sowie Alkohol können eine bestehende Blasenschwäche verstärken.

Die Sonderform der Blasenschwäche, die extraurethrale Inkontinenz, ist meist angeboren.

Diagnose:

Um bei einer Blasenschwäche (Harninkontinenz, unwillkürlicher Harnverlust) die genaue Diagnose ermitteln zu können, versucht der Arzt in einem Gespräch die vorliegende Form und den Schweregrad der Inkontinenz zu bestimmen. So wird er beispielsweise fragen, wann und wie häufig die Blasenschwäche auftritt, ob begleitend andere Beschwerden wie Flankenschmerzen oder Stuhlunregelmäßigkeiten auftreten, ob gleichzeitig ein Harndrang vorhanden ist und wie intensiv der Harnstrahl ist.

Um die Harninkontinenz zu beurteilen, kann ein sogenanntes Miktionstagebuch (lat. mictio = Wasserlassen) helfen, in dem der Betroffene Zeitpunkt, Menge und äußere Umstände des Harnverlusts und des Wasserlassens einträgt. Außerdem wird der Arzt nach anderen bekannten Erkrankungen und bei Frauen außerdem nach vorherigen Schwangerschaften fragen.

Nach dem Gespräch folgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Ist der Betroffene männlich, tastet der Arzt auch Enddarm und Prostata ab. Frauen werden gynäkologisch untersucht. Zur Basisdiagnostik bei Blasenschwäche gehören auch eine Urin- und Blutuntersuchung und eine Ultraschalluntersuchung der Harnwege und Harnblase, bei der der Arzt auch die Restharnmenge in der Blase bestimmen kann.

Je nachdem, welche Ursachen der Arzt für die Blasenschwäche vermutet, führt er weitere Untersuchungen durch. Dazu zählen beispielsweise eine Computertomographie (CT), eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) oder die Bestimmung des PSA-(prostataspezifisches Antigen)-Werts.

Therapie:

Bei einer Blasenschwäche (Harninkontinenz, unwillkürlicher Harnverlust) ist die Therapie immer davon abhängig, welche Form der Blasenschwäche vorliegt und welche Ursache die Harninkontinenz hat.

Bei einer Stressinkontinenz (Belastungsinkontinenz) hilft oft eine gezielte Beckenbodengymnastik als Therapie, um den Beckenboden zu stärken und die Schließfunktion der Blase wiederherzustellen. Bei einem Östrogenmangel werden die fehlenden Hormone medikamentös ersetzt. In manchen Fällen ist bei einer Stressinkontinenz aber auch eine Operation nötig. Zudem können Gel-Implantate in die Harnröhre eingesetzt werden, um diese zu stabilisieren.

Bei anderen Formen der Blasenschwäche kann ein gezieltes Toilettentraining ein Mittel der Therapie darstellen. Gleichzeitig sollten Betroffene darauf achten, dass immer eine Toilette in erreichbarer Nähe ist, diese regelmäßig aufgesucht wird und zum Beispiel vor dem Schlafengehen nicht zu viel getrunken wird. Verschiedene Hilfsmittel wie Inkontinenz-Vorlagen können Erkrankten helfen, ihren Tagesablauf wieder normal zu gestalten und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Bei der Überlaufinkontinenz ist es wichtig, zunächst die eigentliche Ursache zu behandeln. Nur dann kann diese Form der Blasenschwäche erfolgreich therapiert werden.

Bei der Dranginkontinenz wird häufig eine medikamentöse Therapie mit Anticholinergika (z.B. Oxybutynin, Tolterodin, Darifenacin) durchgeführt. Nur in seltenen Fällen ist eine Operation notwendig.

Die extraurethrale Inkontinenz besteht meist von Geburt an und muss immer operiert werden.

Ist die Harninkontinenz Begleitsymptom einer anderen Grunderkrankung, ist immer eine gezielte Therapie dieser Krankheit notwendig.

Quelle:

Harn- und Stuhlinkontinenz (Blasen- und Darmschwäche). Online-Broschüre der Deutschen Kontinenz Gesellschaft: www.kontinenz-gesellschaft.de (Stand: Januar 2012)

Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: 2011)

Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie: Harninkontinenz. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 084/001 (Stand: September 2009)

Stand: 3. Mai 2012

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